Ein Ausflug zu den Floating Villages und Biosphärenreservat nach der Regenzeit
Die einzigartige Natur und schwimmenden Dörfer (floating villages) machen ein Abstecher zum Tonle Sap zum unvergesslichen Erlebnis. Ideal, wenn du für ein paar Tage nach Siem Reap kommst und noch etwas anderes als Angkor Wat sehen willst.
Etwas Kontext
Der Tonle Sap ist der grösste See Südostasiens und ein dynamisches Ökosystem, das sich innerhalb eines Jahres stark verändert. Während der Regenzeit wird er vom Mekong und Regenwasser gespeist, wodurch seine Fläche anwächst. In der Trockenzeit leert er sich wieder. Innerhalb eines Jahres verdoppelt und halbiert sich so die Fläche des Sees. Dies gilt es zu beachten, wenn man einen Trip zum Tonle Sap plant und sich anhand der Landkarte orientiert.
Bilder und Erlebnisse auf denen dieser Bericht basiert, wurden im November gemacht, also kurz nach Ende der Regenzeit.
Reiseplanung
Siem Reap ist der ideale Startpunkt für einen Ausflug. Am besten fährt man früh morgens los, um das sanfte Licht des Vormittags für schöne Fotos zu nutzen und der Nachmittagshitze und dem Regen am frühen Abend zu entgehen. Die Fahrt mit dem Auto von Siem Reap zu den Ufern des Tonle Sap dauert je nach Route zwischen 30 und 90 Minuten.
Von Ortschaften Kaev Poar und Kampong Phluk am Ufer des Tonle Sap aus kannst du ein Boot oder einen Platz auf der Fähre buchen, das dich weiter in den See hinein bringt.
Einen halben oder ganzen Tag sollte man für einen Trip zum Tonle Sap mindestens einplanen. Es lohnt sich, Fotoapparat, Sonnenhut und etwas zu trinken mitzunehmen. Badesachen kannst du zuhause lassen, vom Schwimmen im See wird abgeraten.
Das Gebiet um den Tonle Sap ist touristisch wenig erschlossen, die meisten Strecken werden mit dem Boot zurückgelegt. Es empfiehlt sich daher, einen Ausflug im Voraus zu planen, eine Tour zu buchen oder einen Führer zu engagieren, der die Organisation übernimmt.
Nachdem du den Rand des Sees erreicht hast, geht es mit dem Boot weiter. Entweder direkt zu den schwimmenden Dörfern oder tiefer in den See hinein, um die idyllische Natur auf dich wirken lassen, beispielsweise im Prek Toal Vogelreservat.
UNESCO Biospährenreservat
Der Tonle Sap ist ein Schutzgebiet, das von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet wurde. Hier leben viele Pflanzen- und Tierarten, die an den Wechsel von Trocken- und Regenzeit angepasst sind.
Für Vogelliebhaber hat der Tonle Sap einiges zu bieten. Es können seltene endemische Arten als auch Zugvögel beobachtet werden. Letztere nutzen den See als Brutstätte, um ihren Nachwuchs grosszuziehen.
Vögel können von Beobachtungsstationen aus beobachtet werden. Dabei handelt es sich um überdachte Holzgerüste auf hohen Bäumen, welche nahe an Brutstätten aufgebaut werden. Mit blossem Auge kann man jedoch wenig erkennen. Wenn man Ferngläser, Feldstecher oder Kameras mit gutem Objektiv hat, kann sich ein interessantes Schauspiel bieten.
Folgendes Erlebnis hat sich mir eingeprägt. Auf einer Beobachtungsstation. Ein kleine Kolonie von Vögeln nistet im Baum, die Eltern mit ihren Jungen in den Nestern. Am oberen Rand der Baumkrone zwei Raubvögel. Die Raubvögel warten, manchmal stundenlang, bis die Eltern unachtsam werden und packen sich dann den Nachwuchs. Die Szene wirkt friedlich und idyllisch. Auf meine Frage, wie die Eltern so ruhig sein können, obwohl ein paar Meter weiter oben zwei Raubvögel darauf warten, ihren Nachwuchs zu verspeisen, meinte unser Guide Sophea lakonisch: "Verteidigung durch Ruhe".
Einige der heimischen Vogelarten sind selten geworden. Auch, weil auf sie jagt gemacht wurde. Es liegt weniger daran, dass ihr Fleisch als besonders lecker oder nahrhaft gilt. In Kambodscha sind magische Weltbilder und Aberglauben weit verbreitet, und das Verspeisen solcher Vögel muss in diesem Zusammenhang betrachtet werden, da glaubt wird, dass durch das Essen von solchen Vögeln Kraft, Potenz oder andere Eigenschaften des Tieres auf den Menschen übertragen werde.
Ranger stellen sicher, dass in Schutzzonen Regeln eingehalten werden und dass Tiere nicht gejagt werden. Die ersten Ranger, die vor Jahren rekrutiert wurden, waren ursprünglich Jäger, die die Vögel jagten.
Floating Villages, ein Augenschein in Kaoh Chiveang
Die Schwimmenden Dörfer (floating villages) sind eine Ansammlung von Häusern auf Flössen. Ein Hausboot besteht unten aus zusammengebundene Öl- oder Plastikfässern und darüber ein Bambus oder Holzgerüst, worauf das eingentliche Haus sitzt. Die einzelnen Hausboote wiederum sind teilweise miteinander verbunden und verankert, wodurch eine einigermassen stabile Struktur von Häusern, bzw. ein Dorf entsteht. Die Struktur der Dörfer müssen ständig dem Wasserstand des Sees angpasst werden.
Die Schwimmenden Dörfer seien vor etwa 100 - 150 Jahren nach und nach entstanden, als sich immer mehr Menschen am See ansiedelten, um vom Fischfang zu leben. Insgesammt leben mittlerweile geschätze 80000 Menschen verteilt auf etwa 170 Dörfen auf dem Tonle Sap. Deren Lebensgrundlage ist hauptsächlich der Fischfang. Einkommen durch den Tourismus spielt eine noch untergeordnete Rolle.
Kaoh Chiveang gilt als eines der grössten der Dörfer auf dem See. Es liegt nahe bei Kaev Poar. Wenn man den Tonle Sap von Siem Reap aus besucht, ist Kaoh Chiveang ein guter Zwischenstopp. Hier gibt es etwas zu Essen, einen Aussichtspunkt, von wo aus man die Gegend überblicken kann, kleine Shops, Schule, Pagoda, Kirche. Man muss keine guter Fotograf sein oder eine gute Kamera haben, um hier schöne Bilder zu machen.
Osmose, eine NGO betreibt ein kleines Restaurant und andere Projekte in Kaoh Chiveang. Zum Beispiel ein schwimmender Garten oder das Flechten von Körben, Taschen und ähnlichen Produkten. Ein eindrückliches Beispiel, wie nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen mit Innovationen Hand in Hand gehen.
Was Rollstuhlfahrer und Leute mit kleinem Budget beachten sollten
Für Menschen im Rollstuhl oder mit Krücken sind die Voraussetzungen nicht ideal. Jedoch ist in Kambodscha vieles machbar, wenn man etwas Geduld mitbringt, nett fragt und nicht unnötig knausrig ist.
Kambodscha ist zwar ein augesprochen günstiges Land, aber ein Ausflug an den Tonle Sap ist (für Ausländer) relativ teuer und liegt im mittleren bis oberen Bereich, jedenfalls im kambodschanischen Kontext. Der Grund dafür sind die Kosten für die Bootsfahrten.
Willst du die Kosten auf einem erträglichen Niveau halten, schliesse dich mit 4 bis 5 Leuten zusammen. So können mehr Personen die Kosten für Boot und Guide teilen. Oder verzichte auf die Bootsfahrten und besuche Chong Kneas, ein floating village am Ufer des Tonle Sap, das ungefähr 15 km von Siem Reap entfernt liegt.